Bürgerversammlung Nordenstadt

Mit gemischten Gefühlen ging ich am Montagabend, den 14. September, nach Nordenstadt. In einer Bürgerversammlung sollte über die Einrichtung von Notunterkünften in den Turnhallen Breckenheim, Naurod, Nordenstadt – und als Reserve Auringen – informiert werden. Das Land Hessen hatte die Stadt Wiesbaden am Sonntag kurzfristig damit beauftragt, bis zum Abend Unterkünfte für insgesamt 1.000 Flüchtlinge bereit zu stellen.

Die Kommentare, die ich auf der Wiesbaden112-Facebookseite in den Tagen zuvor löschen musste, ließen nichts Gutes erwarten – ich zweifelte schon daran, in welcher Stadt ich lebe.

Meine Bedenken waren allerdings schnell ausgeräumt. Die Stimmung in dem brechend vollen Saal war überwiegend positiv. Nach einer Erläuterung durch Oberbürgermeister Sven Gerich, Feuerwehr-Amtsleiter Harald Hagen und Sportamtsleiter Karsten Schütze hatten die Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Einzelne Wortmeldungen machten sich um die sportlichen Aktivitäten der Sportvereine und Schulen gedanken. Statt Angst und Ressentiments gegenüber den Flüchtlingen, sorgten sich einige Bürger, die Notunterkünfte könnten angezündet werden – wie es in Deutschland fast täglich passiert.

Während sich die Ankunft der „bis zu 1.000 Flüchtlingen“ weiter verzögert hatte, standen nach der Bürgerversammlung zwei Personen vor der Turnhalle in Nordenstadt. Das Geschwisterpaar, das in einer langen Flucht aus Syrien schließlich über Belgien nacht Deutschland kam, wollte möglichst nah zu ihrer Familie, die bereits seit einem Jahr in der kommunalen Flüchtlingsunterkunft in der Mainzer Straße leben. Die Feuerwehr Nordenstadt war gerade dabei, Spenden vom Feuerwehrhaus in die Turnhalle zu bringen, das standen die beiden vor der Tür. Schnell organisierte Björn Hörnle, Regionalvorstand der Johanniter, etwas zu Essen und eine Betreuung für die Nacht.

Mit gutem Gefühl ging ich nach Hause – ich hatte mich nicht geirrt, dass ich in einer weltoffenen und toleranten Stadt lebe. Die überwältigende Spendenbereitschaft und die unermüdliche Arbeit der Hilfsorganisationen bestätigte dies nochmal.

Comment

There is no comment on this post. Be the first one.

Leave a comment